Kenny Kong – Wushu is not dead

Kenny Kong ist ein chinesisch-amerikanischer Künstler und Videospiel-Designer aus Los Angeles in Kalifornien. Seine Illustrationen sind eine Hommage an die Hip Hop Kultur und an asiatische Kampfkünste. Im Interview mit xPlicitAsia spricht er über seine Herkunft, Kreativität und den Einfluss von Hip Hop auf seine Kunst.

Kenny Kong’s Illustrationen feiern die enge Symbiose der Hip Hop-Kultur mit fernöstlichen Kampfkünsten und Comics. In seinen Bildern verbindet der Künstler asiatische Traditionen mit modernen, teils futuristischen Elementen und schafft damit einen zeitlosen Stil, der sich verschiedener Symbole aus unterschiedlichen Kulturen bedient.

Kenny selbst ist ein Chinese-American der dritten Generation. Die Familie seiner Mutter stammt ursprünglich aus Hongkong, die seines Vaters aus Hawaii. Er selbst ist in Oakland und San Francisco aufgewachsen. Heute lebt er als Videospiel-Designer in Los Angeles und hat seine eigene Streetwear-Brand Dojo Streetstyle ins Leben gerufen.

Was hat dich dazu inspiriert, Künstler zu werden und wie hast du angefangen, als solcher zu arbeiten?

Ich hab schon als Kind unentwegt gezeichnet. Als ich sieben oder acht Jahre alt war, kaufte mir mein Vater einen Spiderman-Comic und ich war begeistert. Besonders fasziniert haben mich die bewegten Bilder, die Farben und die Heldencharaktere. Zwar wollte ich schon immer Künstler werden, aber dieser Comic hat meinen Traum zum Leben erweckt.

Kannst du uns ein wenig über deinen persönlichen Stil erzählen?

Wenn ich drüber nachdenke, dann haben sich meine Interessen kaum verändert. Ich zeichne gerne bewegte Bilder und Heldencharaktere in kontrastreichen Farben. Heute hat sich mein Stil insofern weiterentwickelt, als dass ich nun auch Einflüsse aus der Hip Hop- und Straßenkultur in meine Illustrationen mit einfließen lasse. Auch mein asiatisch-amerikanisches Erbe spielt eine entscheidende Rolle. Ich habe Spaß daran, unterschiedliche Kulturen und Stile zu vermischen und dabei etwas Neues und hoffentlich Inspirierendes zu schaffen.Illustrationen von Kenny Kong - Eine Hommage an die Hip Hop Kultur

Dein persönlicher Stil enthält viele Elemente aus dem Hip Hop. Was für einen Einfluss hat die Hip Hop Kultur auf deine Arbeit und dein Leben?

Ich bin in Oakland aufgewachsen und da war Hip Hop quasi omnipräsent. Künstler wie Too $hort, 2Pac und Digital Underground dröhnten nahezu an jeder Straßenecke aus den Boxen. Zu dieser Zeit habe ich mir auch mein erstes Wu-Tang Tape gekauft.

In der 9. Klasse fing ich dann mit dem Breaken an, nachdem ich anderen Kids dabei zuschaute. Ich liebe die Freiheit, die Bewegungskraft und die Kunstfertigkeit im Breakdance. Ich breake auch heute noch und bin Teil der Deadly Venoms Crew aus Baltimore in Maryland.

Breakdance und Hip Hop haben nicht nur einen maßgeblichen Einfluss auf meine Kreativität. Auch meine Lebensphilosophie ist stark von der Hip Hop-Kultur geprägt. Repräsentation, die Weitergabe von Knowledge an nachkommende Generationen, Mut, gegenseitiger Respekt und natürlich auch der Style.. All das hat seinen Weg in meine Kunst und Lebensphilosophie gefunden.

Bitte erzähl uns etwas über deinen kreativen Prozess. Wie sehen deine Arbeitsgewohnheiten aus und welche Mittel nutzt du für deine Kunst?

Mein Arbeitsprozess ist recht simpel. Ich schau mir einfach eine Menge Dinge an und suche unentwegt im Internet nach neuen Inspirationen. In der Regel dauert es nicht lange, bis die ersten Ideen in meinem Kopf sprießen. Das ist der Zeitpunkt, wo ich Zettel und Stift rauskrame, grobe Skizzen zeichne und versuche, die richtigen Formen und Kompositionen zu finden. Gefällt mir etwas, dann erwecke ich mittels Photoshop eine Illustration zum Leben. Ich arbeite häufig mit dem Lasso und Verlaufswerkzeugen, um zum richtigen Ergebnis zu kommen. Das Hinzufügen der Farben und Details kommt dann im letzten Schritt. Sonnenauf- und untergänge inspirieren mich, wenn es um Atmosphäre und Farbschemata geht.Illustrationen von Kenny Kong - Eine Hommage an die Hip Hop Kultur

Deine Illustrationen erinnern ein Stück weit an die Anime-Serie Afro Samurai. Hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt, eine Manga- oder Animeserie zu illustrieren?

Die Manga- und Animekultur übt definitiv einen maßgeblichen Einfluss auf meine Kunst aus. Ich hab schon als Kind viele alte Samurai-Filme gesehen und fühle mich dementsprechend eng mit der japanischen Kultur und Bildsprache verbunden. Zu gerne würde ich eines Tages eine Manga- oder Animeserie illustrieren, aber das kostet eine Menge Arbeit und Zeit. Ich weiß nicht, ob ich schon soweit bin, aber in naher Zukunft möchte ich definitiv mal an einem Manga mitwirken.

Kannst du uns Künstler nennen, deren Arbeit dich inspiriert – egal aus welchem Bereich?

Na klar. Zum Beispiel Koji Morimoto vom Studio 4C, Streetart-Künstler David Choe, der Wu-Tang Clan, Shinichiro Watanabe, Frank Frazetta, Moebius, Pascal Blanche und viele mehr.Illustrationen von Kenny Kong - Eine Hommage an die Hip Hop Kultur

Du lebst in Los Angeles. Was kannst du uns über die Kreativszene dort sagen und welchen Einfluss hat Kunst deiner Meinung nach auf die Gesellschaft?

Die Kunstszene in L.A. ist sehr lebhaft. Es gibt jede Menge Museen, Events, Streetart, Galerien und Künstler. Es ist echt großartig zu sehen, wie sich die Dinge hier entwickeln und ich bin froh, dabei zu sein.

Ich bin der Meinung, dass gute Kunst der Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Sie zeigt uns unsere Grenzen, unsere Ängste und das, woran wir glauben. Auch wirft sie ein Licht auf das Schöne in unserem Leben. Kunst ist fast so etwas wie die Manifestation des momentanen gesellschaftlichen Unterbewusstseins. Whoa, jetzt wird’s tiefgründig.

Als Team von xPlicitAsia sind wir konstant auf der Suche nach Inspirationen, Trends und Stories aus dem asiatischen Raum. Bist du in der letzten Zeit auf etwas Interessantes und Neues aus Asien gestoßen, das dich womöglich inspiriert hat?

Leider bin ich schon seit einiger Zeit nicht mehr in Asien gewesen. Ich bin nicht so vertraut mit dem, was dort vor Ort passiert, da ich in den USA geboren und aufgewachsen bin. Ich würde ehrlich gesagt gerne nach Asien reisen und mich tiefer mit meinen kulturellen Wurzeln auseinandersetzen. Es ist schon eine lange Weile her, dass meine Familie nach Amerika ausgewandert ist. Dementsprechend fühle ich eine subtile Distanz zwischen meiner Person und meinem kulturellen Erbe – etwas, das ich allerdings in meiner Kunst wieder entdecke und verarbeite.

Illustrationen von Kenny Kong - Eine Hommage an die Hip Hop Kultur

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Kenny Kong

Webseite: kendobi.com
Instagram: @kendobi
Artist Brand: Dojo Streetstyle