Die Kunst des Loslassen - Der indonesisch-deutsche Musiker Tóke im Interview
©Tóke - Brown Face

Asiatisch-Deutsche Künstler*innen im Porträt | Sänger Tóke

Der Indonesisch-Deutsche Sänger und Songwriter und die Kunst des Loslassens

Für unsere beiden Reihen ‘Asiatisch-Deutsche Künstler*innen im Porträt’ und  ‘Asiatisch-Deutsche Perspektiven’ sprechen wir mit unterschiedlichen Menschen aus den Bereichen Kunst, Musik, Film, Wissenschaft und mehr. Anhand von Porträts, Interviews, Fotoreihen und Geschichten geben sie uns Einblicke in ihre Arbeit und ihre Lebenswelt. Auch sprechen sie u.a. über ihre Erfahrungen mit Rassismus und ihr Selbstverständnis als Teil der asiatischen Community in Deutschland.

Wir beginnen unsere Reihe mit dem indonesisch-deutschen Soul- und Reggae-Künstler Tóke. Der in Jakarta geborene und in Deutschland aufgewachsene Sänger und Songwriter wurde hierzulande bereits dreimal zum ‘Newcomer des Jahres’ gewählt und ist ein regelmäßiger Gast auf bekannten Festivals. Dass Tóke zwischen unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten aufwuchs, spiegelt sich in seiner Musik wieder. Unterschiedliche Einflüsse aus u.a. Reggae und Soul prägen seinen Sound, in dessen Zentrum seine sowohl kraftvolle, als auch energiegeladene Stimme steht.

Im Interview mit xPlicitAsia spricht der Sänger und Songwriter über seine aktuelle EP The Art of Letting Go, die Reggae-Kultur, seine kulturellen Wurzeln und über Repräsentation.

Die Kunst des Loslassen - Der indonesisch-deutsche Musiker Tóke im Interview
©Tóke Music

Hi Tóke, erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns zu sprechen. Stell dich unseren Leser*innen gerne vor und erzähl uns was du so machst?

Mein Name ist Tóke. Ich bin in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens geboren. Gemeinsam mit meiner Familie habe ich dort gelebt, bis ich neun Jahre alt war. Zusammen mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder bin ich dann nach Deutschland gekommen und zunächst sind wir in ein kleines Dorf bei Buxtehude, in die Nähe von Hamburg gezogen.

Seit einigen Jahren bin ich hauptberuflich Musiker und Sänger und lebe derzeit in Berlin. Meine Musik würde ich als eine Mischung aus Soul, Reggae und Singer-Songwriter beschreiben. Normalerweise bin ich viel am Rumreisen und in der Welt unterwegs, wenn nicht gerade Corona-Pandemie ist. Auch verbringe ich immer mal wieder viel Zeit in Indonesien, aber seit einigen Jahren ist Berlin meine Wahlheimat.

Gab es einen bestimmten Grund warum du dich für Berlin als Wahlheimat entschieden hast?

Hier kann ich mich als Künstler und Musiker wunderbar ausleben. Bevor ich nach Berlin zog, habe ich, wie viele Musiker*innen, ein Nomadenleben geführt.  Von 2011-2014 habe ich Kulturmanagement in Karlsruhe studiert. Danach bin ich hin- und hergereist und hab meist nie länger als 6 Monate irgendwo gelebt.  Zurück in Deutschland, habe ich dann schließlich beschlossen, meine Zelte in Hamburg abzubrechen und nach Berlin zu ziehen.

In Berlin hatte ich damals die Möglichkeit, im Planet Earth Studio Musik aufzunehmen. Mittlerweile ist es ein Hotspot für Hip-Hop- und Reggae Künster*innen geworden und ein toller Ort, um seine Kreativität als Künstler zu entfalten. Für meine neue EP The Art of Letting Go habe ich dort alle Gesangsaufnahmen gemacht und bin sehr verbunden mit der ganzen Studio-Community.

Erzähl uns, wie du zur Musik gekommen bist und ob du eine musikalische Ausbildung genossen hast?

Nein, eine klassische musikalische Ausbildung habe ich nicht. Was das betrifft, bin ich ein absoluter Autodidakt. In meinem Studium der Kulturwissenschaften ging es auch hauptsächlich darum, Künstler*innen zu managen. Aber um ehrlich zu sein, helfen mir viele Sachen aus dem Studium heute, wenn es um organisatorische Dinge geht. Auch wenn es darum geht, meinem Musikerleben Struktur zu geben.

Bevor wir zurück nach Deutschland gezogen sind, schenkte mir meine Mutter eine Gitarre. Da war ich etwa 8 Jahre alt. So nach dem Motto: „Dann kannst du den Umzug von Indonesien nach Deutschland besser verarbeiten“. In Indonesien hatte ich dann noch meinen ersten Basic-Gitarrenunterricht. Das Meiste habe ich mir später selbst beigebracht. Ähnlich war das bei dem Keyboard, das mir meine Mutter geschenkt hat. Der Keyboard-Unterricht hat mir als Kind keinen Spaß gebracht. Irgendwann habe ich dann ausgecheckt, dass man damit auch kleine Beats bauen konnte usw.

Kannst du uns ein wenig über deine musikalischen Einflüsse erzählen? Welche Musik hast du als Kind in Indonesien gehört?

Meine Kindheit in Indonesien war von unterschiedlichen Musikrichtungen geprägt. Ich würde das, was wir zuhause gehört haben von dem trennen, das man so aus der Umgebung wahrgenommen hat. Indonesien ist so unglaublich groß und divers, was sich natürlich auch in der Kultur widerspiegelt.

Bei uns zuhause wurde hauptsächlich Folkmusik gespielt. Mein Vater war derjenige, der viel Musik gehört hat. Darunter Simon & Garfunkel, Bob Dylan, John Denver und andere englischsprachige Künstler. Von meinem Vater habe ich auf jeden Fall die Liebe zum Musikmachen geerbt.

Was hat dich schließlich zu Reggae und Soul hingezogen?

Meine Leidenschaft für Reggae hat sich erst später in Deutschland entwickelt. Zwischen Abitur und Studium begann das bei mir, zunächst weil viele Freunde im meinem Umfeld Reggae hörten. Natürlich hab ich schon vorher Bob Marley und andere Roots-Legenden gehört, aber ich hatte wenig Einblicke in die ganze Kultur, die dahinter steht. Erst als ich auf Festivals Künstler*innen aus Jamaika traf, hat mich diese Energie komplett in ihren Bann gezogen.

Die Reggae-Szene in Deutschland ist erstaunlicherweise unheimlich lebendig. Man unterschätzt das oft häufig. Es ist eine kleine Community, aber diese ist im ganzen Land gut vernetzt. Im internationalen Vergleich sind viele immer wieder überrascht, wie verbreitet die Reggae-Kultur hier ist. Es gibt bestimmt über 15 verschiedene Festivals in Deutschland. Das Bekannteste ist sicherlich das Summerjam. Aber auch bei Reggaejam und anderen Festivals kommen jährlich 15-20.000 Menschen zusammen, um die Reggae- und Dancehall zu zelebrieren. Es gibt einfach unglaublich viel Wertschätzung für die Wurzeln dieser Musik.

Persönlich bin ich über eben jene Festivalkultur zum Reggae und Soul gekommen. Diese Faszination hat im Endeffekt dazu geführt, dass ich 2 längere Aufenthalte auf Jamaika hatte. Nach dem Bachelorstudium wollte meine Familie, dass ich im Anschluss meinen Master mache. Ich war auch schon für den Master eingeschrieben, aber als ich nach mehreren Monaten aus Jamaika zurückkehrte, hat es sich für mich einfach nicht mehr richtig angefühlt.

Ich habe den Aufenthalten auf Jamaika unglaublich viel zu verdanken, schließlich war es der Startpunkt für meine Musikkarriere. Diese krasse Energie hat mich stark beeinflusst. Ein weitaus wichtigerer Aspekt für mich war, die Selbstverständlichkeit mitzuerleben, mit der die Menschen dort ihre Identität als Künstler*innen ausleben. Aufgrund unserer gesellschaftlichen Standards hatte ich vorher nie diese Sicherheit zu sagen: „Ich bin Tóke, der Musiker“

Die Kunst des Loslassen - Der indonesisch-deutsche Musiker Tóke im Interview
©Tóke Music

Wie lange warst du auf Jamaika und was hattest du dort eigentlich vor?

Bei der ersten Reise war ich insgesamt 3 Monate dort. Es gab verschiedene Phasen dieser Reise. Zunächst wollte ich einfach der Musikliebhaber sein und Musik und Kultur als Konsument erleben. Vor der Reise habe ich dann aber angefangen, meine eigene Musik zu machen. Im Laufe des Studiums habe ich immer mehr gemerkt, dass ich nicht der Musikmanager von anderen Künstler*innen sein möchte. Stattdessen wollte ich lieber selbst der Artist sein, der gemanagt wird.  Während meines Praktikums in einem Aufnahmestudio habe ich dann schließlich meine erste selbstproduzierte EP Troddin’ With A Vision aufgenommen.

Die Reise nach Jamaika hat für mich plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommen. Ich war nicht mehr nur der Konsument. Im Mutterland des Reggaes war der Plan dann, mich mit Leuten zu vernetzen, meine eigene Musik zu spielen oder irgendwie Fuß zu fassen. Glücklicherweise wurde ich dort gut angenommen und ich bekam die Möglichkeit, kleine Gigs zu spielen. Darüber hinaus konnte ich durch die Menschen, die ich dort kennenlernen durfte, einen starken Bezug zur Kultur aufbauen.

Kannst du uns mehr über den Vibe und das Leben auf Jamaika erzählen?

Es ist auf jeden Fall ein radikaler Unterschied zu Deutschland. Besonders was das Thema Kunst und Kreativität betrifft. Auf Jamaika wird Kreativität im Alltag gelebt. Mir ist z.B. eine lustige Situation beim Einkaufen in Erinnerung geblieben. Ich hatte damals meinen ersten kleinen Auftritt ergattert und war aber nur mit so alten Klamotten angereist. Also brauchte ich dringend was Ordentliches für die Bühne.  Im Schuhgeschäft waren mehrere Verkäuferinnen um mich herum und fragten, wofür ich die Schuhe kaufe. Wenn man auf Jamaika erwähnt, dass man Künstler ist, muss man sich natürlich sofort beweisen. Das war dann tatsächlich mein erster Auftritt, vor 5 feiernden jamaikanischen Schuhverkäuferinnen (lacht).

Diese Situation spiegelt dieses besondere Lebensgefühl total gut wider. Auf Jamaika wartet man nicht auf den einen Moment, man lebt ihn. Bei diesen ganzen Good Vibes darf man aber natürlich nicht vergessen, dass das Leben für den Großteil der jamaikanischen Bevölkerung extrem hart ist. Armut und Kriminalität sind gehören hier zum bitteren Alltag. Die Folgen der kolonialen Strukturen und des Rassismus sind bis heute noch spürbar. Ich denke, dass die Menschen ihrer schwierigen Situation mit der erwähnten Leichtigkeit auch ein Stück weit trotzen.

Die Reggae-Kultur bekommt seit vielen Jahren so viel internationalen Zuspruch, aber meistens werden nur die positiven Seiten ihrer Herkunft gezeigt. Viele verbinden Reggae mit Rastas, Strand, Joints und einem lässigen Lifestyle.  Das ist jedoch nur ein kleiner Teil von Jamaika. Gleichzeitig steht das Land aber in Verbindung mit einem kollektiven Trauma, das die Geschichte der Sklaverei und Rassismus hinterlassen hat.

Diese Ambivalenz macht Jamaika so unglaublich interessant. Es ist auf jeden Fall ein massiver Unterschied zu Deutschland vom Lebensgefühl. Dort richtet sich die Zeit nach der Handlung und nicht andersherum. Wenn etwas länger braucht, dann ist es halt so.

Nach deiner Reise auf Jamaika hast du dich auch wieder mehr mit deinen indonesischen Wurzeln verbunden. Wie kam es dazu?

Auf Jamaika habe ich meinen mittlerweile guten Freund Ras Muhamad kennengelernt. Er ist ein Reggae Künstler aus Indonesien und dort ein richtiger Star. Durch ihn habe ich eine richtige Re-Connection zu Indonesien erlebt. Wir haben eine Freundschaft aufgebaut, die mich wieder nah an meine Wurzeln in Indonesien zurückgebracht hat.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ich war noch sehr jung, als ich mit meiner Mutter und meinem Bruder zurück nach Deutschland gezogen bin. Mein Vater blieb in Indonesien. Als Kind wollte ich mich unbedingt anpassen. Ich habe sogar versucht, besonders Deutsch zu sein. Und Teile meiner Kultur, die hier als fremd angesehen werden, sogar verstoßen. Andere Menschen, die in mehreren Kulturen aufgewachsen sind, kennen diesen struggle bestimmt.

Kinder, die zwischen 2 Kulturen aufwachsen, durchleben nach der eigentlichen Pubertät oft so etwas wie eine 2. Pubertät.

Viele fangen dann wieder an, ihre kulturellen Wurzeln zu schätzen und emanzipieren sich vom westlichen, weißen Mindset. Diese Emanzipation kam bei mir ganz krass in den letzten Jahren. Und diese Erfahrungen spiegeln sich dann meist ein wenig später in meiner Musik wider. Ich bin nicht jemand, der sofort alles umsetzt und dann in die Musik einbaut. Wie bei einem guten Eintopf muss alles erst verarbeitet und reflektiert werden.

Erzähl uns von deinen Erfahrungen als Musiker in Indonesien?

Meine Erfahrung als Artist hat mir die Gelegenheit gegeben, Indonesien noch mal ganz neu kennenzulernen. Wenn ich meine Familie als Kind und Teenager besucht habe, dann war ich immer in einer sehr behüteten Bubble. In der riesigen Großstadt Jakarta durfte ich mich selten frei bewegen und hatte kaum Kontakte zu Gleichaltrigen. Ich war dort fast ein wenig isoliert von der Außenwelt.

Ras Muhamad hat mir die Möglichkeit gegeben, mit ihm und anderen indonesischen Künstler*innen durch das Land zu touren. Das erste gemeinsame Konzert mit ihm werde ich nie vergessen. Es war an einem ganz kleinen Ort westlich von Java und die Welt hat sich mir komplett neu eröffnet. Ich dachte „Ach so wow, das ist alles Indonesien“ Mir wurde bewusst, dass ich nur einen winzigen Teil von Indonesien kannte. Dazu kam auch noch die Verbindung durch die Musik, mit den einheimischen Künstler*innen und dem Publikum. Das war eine absolut großartige Erfahrung und hat mich stark geprägt. Ich konnte das Land so noch einmal ganz neu kennenlernen.

Ras hat mir diese fantastische neue Welt eröffnet. Er sprach davon, dass ich Indonesien in Deutschland repräsentiere und damals habe ich das überhaupt nicht so wahrgenommen. Ich dachte eigentlich nur: „Nee, eigentlich repräsentiere ich doch nur mich“.

Aber je älter ich werde, desto mehr versteh ich, wie bedeutsam das ist, dass es so jemanden wie mich gibt, in Bezug auf Repräsentation.

Ich bin mir sicher, dass diese Verbindung in Zukunft auch eine größere Bedeutung in meiner Musik spielen wird. Ich arbeite z.B. auch mit einem Label aus Indonesien zusammen und habe vor, mich auch dort als Musiker zu etablieren. Auch indonesisch-sprachige Projekte möchte ich in Zukunft mehr machen.

Kommen wir zurück auf das Thema der Repräsentation. Fühlst du dich dadurch unter Druck gesetzt oder siehst du darin eher eine Chance?

 Zu Beginn fühlte ich mich dadurch schon unter Druck gesetzt. Erst hieß es, ich würde Reggae in Deutschland repräsentieren. Dann soll ich ganz Indonesien repräsentieren. Das ist schon ein großer Unterschied. Aber Ras hat schon gewissermaßen ein Feuer in mir entfacht. Aber gar nicht explizit nur auf Indonesien bezogen. Es geht vielmehr darum, sich ein antikoloniales Mindset anzueignen. Ich denke, für die nachfolgenden Generationen ist es enorm wichtig, die Unterdrückung und den Rassismus aufzuarbeiten und sichtbarer zu machen. Wir müssen aktiver werden.

Aus der Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist auch der Song Brown Face, die erste Auskopplung meiner EP The Art Of Letting Go, entstanden. Genau in diesem Song geht es um all diese Erfahrungen, die wir als People of Color in westlichen Gesellschaften machen. Und für mich als Künstler ist es ein absolutes Privileg, durch meine Musik Themen wie Rassismus und Ausgrenzung anzusprechen und gleichzeitig mehr Repräsentation für People of Color zu schaffen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wie ist deine neue EP The Art of Letting Go, die im Mai 2021 erschienen ist, entstanden?

The Art of Letting Go ist kein reines Konzept-Album, es vereint mehrere neue Facetten, die ich zeigen wollte. Die Songs sind zu unterschiedlichen Phasen in meinem Leben entstanden. Einige sind tatsächlich schon 2-3 Jahre alt und andere sind erst letztes Jahr entstanden. Der Titel der EP The Art of Letting Go und das „Loslassen“ ist auf jeden Fall ein Thema, mit dem ich mich schon ewig beschäftige.

Gerade in kreativen Prozessen habe ich das häufig selbst gemerkt. Als Künstler*in steht man sich oft selbst im Weg. Das Künstler-Ego denkt sich oft: „So muss das jetzt sein und nicht anders“ Diese Thematik des Loslassens lässt sich aber auch auf andere Aspekte des Lebens anwenden. Sei es in Beziehungen, der Arbeit oder alltäglichen Situation. Man hat oft so eine falsche Illusion von Sicherheit.

Bei mir war es z.B. der erste Umzug von Indonesien nach Deutschland als Kind. Das war das erste Mal, dass sich mein Leben so radikal verändert hat. Und im Laufe des Lebens wird es immer wieder solche Situationen geben. Ich bin immer wieder fasziniert davon, dass das Loslassen quasi wie ein Muskel funktioniert, den man trainieren muss. Und sich auf fast jeden Aspekt im Leben runterbrechen lässt. Beim Songs schreiben passiert mir das oft, dass ich mich total in eine Version verliebe. Aber wenn man lernt loszulassen und Dinge sich dadurch verändern ist es, als ob einem eine schwere Last abfällt und das tut unheimlich gut. Anders kann nämlich manchmal auch besser sein.

Die EP war insgesamt ein sehr kollaboratives Projekt. Gemeinsam mit 2 Produzenten, FLKS und Meekeska, habe ich an der EP gearbeitet. Darüber hinaus habe ich auch beim Songwriting Input von mehreren Leuten bekommen. Das war neu und total wichtig für meine künstlerische Arbeit. Es hat mich gelehrt, dass die Kunst nicht mir gehört und man sie teilen muss, um sie vielleicht noch besser zu machen. Das ist das Grundthema der EP und beschreibt auch meine Lebensphasen der letzten 2 Jahre.

Besonders das letzte Jahr 2020. Das für uns alle wahrscheinlich ein massiver Einschnitt in unserem Leben war. Man war gezwungen, sich mit vielen Dingen zu beschäftigen. Hatte als Künstler*in ohne Bühne und Auftritte auf einmal viel Zeit Dinge in seinem Leben zu überdenken. Und besonders wichtig war das Akzeptieren. Man musste akzeptieren, dass das Leben nicht so weiterlaufen kann. Normalerweise hätte ich im Frühling 2020 auf einem Festival auf Kuba und Auftritte in Mexiko gespielt, aber dann kam Corona um die Ecke. Wenn man sich bewusst darüber wird, dass man selten Einfluss auf Dinge hat, besonders auf die Meinung anderer Menschen, dann kann man eigentlich ein relativ freies Leben führen. Diese Stimmung ist sicherlich auch in die Produktion der EP mit reingeflossen.

Gibt es denn aktuell Dinge, die du loslassen möchtest?

Eigentlich jeden Tag.  Ungesunde Verhaltensweisen, die man z.B. so an den Tag legt. Das Jahr 2020 war tatsächlich mein ultimatives Zen-Jahr. Als Musiker hat man ja meistens keine festen Tagesstrukturen, aber ich konnte jeden Tag Sport machen. Ich habe viel meditiert und Yoga gemacht. Dieses Jahr, muss ich leider gestehen, dass ich viele Sachen davon wieder vernachlässigt habe. Aber ich denke, das kennt fast jeder. Man weiß, dass die Tüte Chips auf dem Sofa dir nicht guttut und die Yogastunde am morgen besser wäre. Aber man macht es einfach nicht.

Neben Joggen und Yoga habe ich mir letztes Jahr noch das Journaling, besonders das Dankbarkeits-Journaling angewöhnt und es hat mein Leben wirklich verbessert. Man geht mit einem positiveren Mindset durch den Tag. Man wertschätzt auf einmal das Blau des Himmels oder ein nettes Gespräch und geht leichter durch den Alltag. Für mich war diese Erfahrung unheimlich heilsam.

Erzähl uns zuletzt noch, wie deine Pläne für das Jahr 2021 aussehen und beantworte uns ein paar Quick Fire Questions?

Am 7. Mai ist die EP The Art of Letting Go erschienen und darauf liegt jetzt der ganze Fokus. Über mein eigens gegründetes Label Munggu Tribe Records hab ich die EP released und auch die komplette Promoarbeit selber gemacht. Im Sommer haben wir Live Band Sessions und neue Videos veröffentlicht.  Im Spätsommer ist eine Accoustik-Version der EP erschienen. Es ist auf jeden Fall einiges geplant und das meiste mache ich tatsächlich selbst. Ich schneide z.B auch die Musikvideos.

Sänger Tóke und die Kunst des Loslassens
©Tóke

Für das weitere Jahr gibt es noch keine konkreten Pläne, aber ich schreibe nebenbei auch an neuen Songs und hoffe, dass sich bis Ende des Jahres daraus was ergibt und ich vielleicht neue Projekte veröffentlichen kann.

Dein liebstes Indonesisches Essen?

Rendang, eine Art indonesisches Rindergulasch

Deine liebsten Serien oder Filme?

Breaking Bad und die Kurt Krömer Show Chez Krömer

Dein liebster Ort?

Munggu auf Bali, dort gibt es einen schwarzen Strand

Dein liebstes Album?

Below the Bassline von Ernest Ranglin

 

TÓKE

Webseite: Tóke Music
Instagram: Tóke_Music
Facebook: Tóke Official
Youtube: Tóke Music