Antiasiatischer Rassismus und was wir dagegen tun können

Antiasiatischer Rassismus und Hassverbrechen | Was wir dagegen tun können

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie steigen die Angriffe auf Asiaten und asiatischstämmige Menschen weltweit immer weiter an. Besonders dramatisch ist die Lage in den USA, wo die Zahl der Todesopfer zunimmt.

Es ist ein besorgniserregender Trend: Überall auf der Welt sehen sich immer mehr Asiaten Diskrimierung, Hassrede und Angriffen ausgesetzt.
In den USA haben die Übergriffe auf asiatische Amerikaner*innen seit Beginn der Pandemie sogar so weit zugenommen, dass sich die Polizei vielerorts gezwungen sieht, spezielle Einheiten zum Schutz asiatischer Gemeinden einzurichten.

Antiasiatischer Rassismus und die Corona-Pandemie

Den antiasiatischen Rassismus befeuert hat vor allem Donald Trump. Immer wieder sprach der Ex-Präsident der USA im Zusammenhang mit der Pandemie vom “chinesischen Virus” oder “Wuhan-Virus”. Seither haben zahlreiche Verschwörungstheorien die wachsenden Ressentiments gegen Asiaten verstärkt.

 

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In den 16 größten US-amerikanischen Städten hat sich die Zahl antiasiatischer Straftaten laut einer Studie des Center for the Study of Hate and Extremism sogar verdreifacht. Seit März 2020 meldeten asiatische AmerikanerInnen mehr als 3.800 rassistisch motivierte Attacken, viele davon in der Bay Area und in New York City. Dies veröffentlichte die Interessensgruppe und Kampagne STOP AAPI Hate. Da es sich bei diesen Zahlen allerdings um Selbstauskünfte handelt und einige Opfer möglicherweise kein Englisch sprechen, gibt es wahrscheinlich noch viel mehr Dunkelfälle, so Anwälte von STOP AAPI Hate.

Trotz der öffentlichen Verurteilen des antiasiatischen Rassismus durch US-Präsident Joe Biden haben sich die Angriffe, insbesondere auf asiatische SeniorInnen mit alarmierender Regelmäßigkeit fortgesetzt.

“Wir befinden uns in einem Moment der Abrechnung”, sagte die Aktivistin Amanda Nguyen kürzlich gegenüber MSNBC, als sie die Öffentlichkeit dazu aufrief, anti-asiatische Hassverbrechen anzuprangern. “Schweigen löscht unsere Menschlichkeit aus”. Viele asiatische AmerikanerInnen müssten sich angesichts der Lage fragen, wieviele Menschen wohl noch getötet werden, so Nguyen.

Antiasiatischer Rassismus ist auch in Deutschland präsent

Nicht nur in den USA, auch in Großbritannien und in Deutschland berichten Menschen asiatischer Herkunft von zunehmender Diskriminierung. In England stiegen die Berichte über sogenannte “Hate Crimes”, insbesondere an Mitgliedern süd- und ostasiatischer Gemeinschaften, allein im Mai 2020 um 21%. In Deutschland berichteten Menschen mit asiatischem Aussehen auf der Website ichbinkeinvirus.org von rassistischen Ressentiments, Mikroaggressionen, struktureller Diskriminierung und vereinzelt sogar von tätlichen Angriffen.

Wie können wir angesichts dieser schwierigen Lage als Gesellschaft zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen? Was können wir gegen den antiasiatischen Rassismus tun und wie kann jeder einzelne helfen?

Spread awareness | Das Bewusstsein über antiasiatischen Rassismus über die sozialen Medien verbreiten

Seit Beginn der rassistisch motivierten Angriffe auf Asiaten und asiatischstämmige Menschen haben viele Befürworter der Asian American Pacific Islander (AAPI) die fehlende Medienberichterstattung und die scheinbare “Gleichgültigkeit” vieler US-AmerikanerInnen gegenüber diesen Angriffen beklagt.

Wer nicht weiss, was überhaupt vor sich geht, der kann auch keine Unterstützung bieten. Also teilt euer Wissen mit Freunden, mit Familien, mit Arbeitskollegen und mit Menschen in den sozialen Medien. Sprecht darüber, teilt euer Wissen, tauscht Ansichten aus und drückt eure Solidarität gegenüber der asiatischen Gemeinschaft aus.

“Die Menschen sind verletzt und wollen das Gefühl haben, dass ihre Stimmen gehört werden. Nutzt die Macht des Internets, um das Bewusstsein für unsere Gemeinschaft zu schärfen und uns gegenseitig aufzuklären”
, sagt Zeena Koda, Mitbegründerin des Asian American Collective gegenüber der Huffpost.

 

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Bekämpft Corona-Vorurteile

Nicht nur die Regierung Donald Trumps, auch zahlreiche im Internet kursierende Verschwörungstheorien haben die Ressentiments gegen Asiaten, insbesondere Chinesen angeheizt. Die meisten warfen China vor, das Virus bewusst in die Welt gesetzt zu haben. Im Angesicht der Pandemie-Krisensituation wurden viele diffuse Ängste vor chinesischstämmigen Menschen geweckt, die zu Vorurteilen und negativen Stereotypen führten.

Das Coronavirus sollte allerdings niemals rassistische Diskrimierung rechtfertigen.

Soziale Medien können selbstverständlich auch dazu genutzt werden, positive Botschaften über Asiaten und asiatischstämmige Menschen zu verbreiten. Auch Regierungen und Einrichtungen der Gesundheitsbranche sollten diese verstärkt nutzen, um gegen haltlose Corona-Vorurteile und gegen Unwahrheiten zu kämpfen.

Macht Hassverbrechen und Anfeindungen öffentlich

In den USA beispielsweise hat das AAPI Hate Reporting Center – ein Zusammenschluss von NGO’s, Organisatoren und Pädagogen – maßgeblich dazu beigetragen, Angriffe zu verfolgen, sowohl auf nationaler, als auch auf lokaler Ebene.

Zeugen von Mikroaggressionen, Belästigungen, Mobbing, Hassreden oder anderen Arten von Gewalt, können dies in der Gruppe teilen. Je mehr Informationen sie haben, desto besser ist das Zentrum in der Lage, zu reagieren und weitere Vorfälle in lokalen Gemeinschaften zu verhindern.

In Deutschland können Betroffene auf der Internetseite ichbinkeinvirus.org ihre eigenen Erfahrungsberichte hochladen und veröffentlichen. Hier geht es darum, individuelle Stimmen sichtbar zu machen und zu dokumentieren. Ichbinkeinvirus.org ist ein ehrenamtliches Projekt, das von Studierenden und ArbeiterInnen aus den Bereichen Kunst, Medien, Strategie und Webentwicklung ins Leben gerufen wurde.

Spendet an gemeinnützige Organisationen, die sich engagieren

Ob in den USA, in Großbritannien oder in Deutschland. Viele lokale, gemeinnützige Organisationen und Vereine haben sich zur Aufgabe gemacht, betroffene Gemeinden zu unterstützen und ihre Interessen zu vertreten.

So engagieren sie sich beispielsweise auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit, organisieren Gemeinschaftsspaziergänge, um ältere Menschen durch die Nachbarschaft zu begleiten, veranstalten Mahnwachen oder investieren in langfristige, gemeinschaftsorientierte Lösungen.

Die meisten dieser Organisationen und Vereine arbeiten auf ehrenamtlicher Basis. Daher sind sie auf Spenden angewiesen.

Erhebt eure Stimme gegen Rassismus, Belästigung, Ungerechtigkeit oder Anfeindungen jeglicher Art

In den Anfangsmonaten der Corona-Pandemie ging ein Video aus Großbritannien in den sozialen Medien viral. Es zeigt, wie zahlreiche Menschen eine asiatische Frau verteidigen, als diese für ihre Maske von einem Aggressor lautstark angefeindet wurde. Die Frau wollte sich als Krebsüberlebende mit der Maske lediglich vor eventuell gesundheitsgefährdenden Keimen schützen.

Das Video dient vielen Menschen als sogenannter Reminder, dass es immer sichere und simple Wege gibt, zu intervenieren. Lasst Betroffene nicht alleine, sondern reagiert sofort. Sprecht dafür auch andere direkt an und zieht diese in die Verantwortung. Nehmt auch Kontakt zur betroffenen Person auf und bietet ihr Unterstützung an. Es ist immer wichtiger, Betroffenen beizustehen, als sich mit dem Täter auseinanderzusetzen.

Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, die Betroffene, aber auch Zeugen dabei unterstützen, mit schwierigen Erfahrungen umzugehen und sich dagegen zu wehren.

Auch online gibt es verschiedene Wege, Diskrimierung und Hassrede entschieden entgegenzutreten. Wenn ihr Zeuge einer Hassrede in einem sozialen Netzwerk seid, könnt ihr diese direkt beim betreffenden sozialen Netzwerk melden und / oder den Administrator der Webseite bitten, die Botschaft zu löschen. Auch könnt ihr auf die Botschaft antworten, indem ihr den Inhalt kritisiert, Unwahrheiten widerlegt oder eure Missbilligung zum Ausdruck bringt.

Wie geht es meinen asiatischen Freunden?

Verbundenheit kann man auch zum Ausdruck bringen, in dem man sich nach dem Wohlbefinden seiner Freunde und Bekannten erkundigt. Wie geht es dir und eventuell deinen Angehörigen angesichts der Umstände? Spielt keine Erfahrungen herunter, nehmt die Sache ernst, hört genau zu und unterstützt eure asiatischen Freunde, wo ihr könnt.