1979 in Bangkok geboren, gehört Akkara Naktamna zu den bekanntesten zeitgenössischen Fotografen Thailands. Im Interview mit xPlicitAsia spricht der Künstler über das Genre der Straßenfotografie, seine Inspiration und über die Kreativszene in seiner Heimatstadt.
Nur wenige Fotografen sind in der Lage, Bangkok so humorvoll in Szene zu setzen wie Akkara Naktamna. Die Bilder des Künstlers, der sich selbst als “gewöhnlichen Kerl und Hobbyfotograf” bezeichnet, leben durch ihre Momenthaftigkeit. Sie fangen den Alltag der thailändischen Hauptstadt ein, ohne sie zu inszenieren. Das Handwerk der Fotografie brachte sich Akkara Naktamna selber bei.
Nur wenige Jahre später schaffte er es ins Finale von Fotowettbewerben in Miami, Singapur und Bangkok. 2012 gründete er gemeinsam mit anderen Fotografen das Street Photo Thailand Kollektiv und rief quasi nebenbei noch das E-Magazin CType Mag ins Leben. Die vielen Aufgaben und Projekte bewältigt er mit einer Gelassenheit, die seinesgleichen sucht. “Zwar arbeite ich an vielen Dingen gleichzeitig, aber ich mache mir da keinen Druck und verspüre keine Eile. Die Liebe zu dem, was du tust, ist der Schlüssel”.
Die Liebe zur Fotografie und zu seiner Heimatstadt Bangkok wird in seinen humorvollen und detailreichen Schnappschüssen ersichtlich. Akkara’s Bilder sprechen die Sprache der Street Photography: ungeschminkte Tatsachen, keine Inszenierungen und Motive, die erst einmal als Motive erkannt sein wollen. Laut eigener Aussage spiegeln die meisten seiner Arbeiten das aktuelle Geschehen in Thailand. Früher habe er sich verstärkt auf die humorvolle Straßenfotografie konzentriert, heute benutze und adaptiere er sie, um das zu repräsentieren, was er anderen Leuten erzählen möchte.
Was hat dich dazu inspiriert, Fotograf zu werden?
Der Fotoreporter Elliott Erwin und ein Film namens Pecker haben mich gewissermaßen zur Fotografie “geführt”.
Was charakterisiert deine Arbeit im Vergleich zu anderen Straßenfotografen?
Zahlreiche Fotografen fangen entscheidende Momente ein. Sie setzen wunderschöne Farben, Licht und Schatten gekonnt in Szene. Ich stattdessen fange eher ruhige Momente und seltsame Situationen ein.
Deine Fotos sind oft humorvoll und ironisch. Inwieweit spiegeln deine Bilder deine eigene Persönlichkeit wieder?
Ich liebe Cartoons. Auch schaue ich mir gerne lustige Sachen im Internet an. Zum Beispiel Memes, Inhalte von 9Gag oder vor allem die Arbeiten von Joan Cornella. Das muss mich wohl offensichtlich beeinflussen.
Die Aufnahme eines Streetshots kann manchmal schwierig sein. Nicht jeder möchte aufgenommen werden. Wie gehst du damit um und wie gehst du auf Menschen zu, die du fotografieren möchtest?
Am Besten verhält man sich wie ein Tourist und tut so, als würde man ein bestimmtes Gebäude hinter dem Objekt fotografieren wollen. Ich würde gar nicht erst auf die Menschen zugehen, wenn es nicht nötig ist.
Hast du einen Lieblings-Shot oder ein Foto, dessen Hintergrundgeschichte du gerne mit uns teilen würdest?
Zwar ist es simpel gehalten, aber ein Bild mit dem Namen Delfin-Taschentuch gefällt mir ganz besonders. Ich habe es im Supermarkt gemacht. Das auf dem Tisch liegende Taschentuch passte von seiner Form her so gut zum Hintergrund mit der Delfin-Tapete. Ich wusste, dass jemand daran ziehen würde und dass sich mir diese einmalige Chance zum Shot nur in diesem Moment bieten würde. Ich habe schnell die Gelegenheit ergriffen und Bilder geknipst. Tatsächlich hat sich direkt danach jemand an den Tisch gesetzt und das Taschentuch aus der Box gezogen und weg war’s.
Du bist in Bangkok geboren und aufgewachsen. Inwiefern siehst du deine Kreativität durch diese Stadt und deinen kulturellen Hintergrund beeinflusst?
Bangkok ist die Stadt der widersprüchlichen Geschichten; alle diese haben mich stark beeinflusst. Das Verhalten der Thais, das politische Geschehen und die Gegensätze zwischen Tradition und Moderne dienen mir als Inspirationsquelle. Um diese in meiner Kunst zu reflektieren, kombiniere ich sie nicht selten mit eigenartigen Situationen und humorvollen Themen.
Was kannst du uns über die kreative Szene in Bangkok erzählen und was denkst du über die gesellschaftliche Wahrnehmung von Kunst im öffentlichen Raum?
Also die Street Photography-Szene ist sehr gut vernetzt und aufgebaut. Vor knapp zehn Jahren habe ich mit anderen Fotografen das STREET PHOTO THAILAND Kollektiv (SPT) ins Leben gerufen. Zu diesem Zeitpunkt glaubten die Meisten, dass Straßenfotografie nur einen kleinen Teil der dokumentarischen Fotografie oder des Fotojournalismus ausmache. Heute ist Street Photography wie eine große Welle, die viele Fotografen – sei es Amateure oder Profis – in ihren Bann zieht. Auch inspiriert sie Künstler dazu, ihre Arbeiten einem weiten Publikum vorzustellen und auf dem internationalen Level mitzuspielen.
Du arbeitest als Softwareingenieur, hast die Webseite Good Art Book ins Leben gerufen und bist dazu auch noch Mitbegründer des Street Photo Thailand Kollektivs. Wie schaffst du es, all diese Projekte unter einen Hut zu bringen?
Ich arbeite gerne an vielen Dingen gleichzeitig. Das mache ich in kleinen Schritten und ohne Eile und Druck. Die Liebe zu dem was du tust, ist der Schlüssel. Ich arbeite Vollzeit und habe nur am Abend oder am Wochenende Zeit, um Fotos zu machen. Das ist für mich aber kein Problem, solange ich jeden Tag nur einen winzigen Schritt weiterkomme und mit viel Geduld und Liebe arbeite.
Was kommt künftig auf dich zu? Kannst du uns ein bisschen über bevorstehende Projekte erzählen?
Ich habe vor Kurzem das Projekt Landlords abgeschlossen. Das wurde auf dem Photo Bangkok Festival 2018 ausgestellt. Mitte diesen Jahres werde ich zudem eine Soloausstellung haben.
Auch arbeite ich an etwas, das sich von dem unterscheiden wird, was ich bisher getan habe. Es handelt sich dabei nicht um Street Photography, wird sich aber trotzdem kritisch damit auseinandersetzen, was in unserem Land derzeit passiert.
Zu guter Letzt würden wir uns freuen, wenn du uns ein paar schnelle Fragen zu deiner Heimatstadt beantworten könntest.
Dein Lieblingsort in Bangkok?
Der Siam-Platz rund um den großen Palast.
Dein Lieblingsrestaurant?
Da gibt es kein Spezifisches. Am Liebsten esse ich Streetfood, das es in Bangkok an jeder Ecke gibt.
Dein Lieblingsessen?
Tom-Yum Nudeln
Nenne uns drei aufstrebende thailändische Fotografen?
Sirawit Kuwawattananont, Kukkong Thirathomrongkiat und Tachpasit Kunaporn.
Dein Lieblingskünstler aus Thailand?
Manit Sriwanichpoom
Deine Lieblings-Kameraausrüstung?
Mamiya RB67, Fuji X-Pro1, Sony RX100 Mark ll
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Es ist uns eine Ehre, deine Arbeiten in unserem Magazin vorzustellen, Akkara!
Mehr Informationen zu Akkara Naktamna findet ihr auf der Homepage und auf dem offiziellen Instagram-Account des Künstlers. Weitere thailändische Fotografen und detaillierte Infos zur Straßenfotografie-Szene findet ihr auf der Homepage des Street Photo Thailand Kollektivs.